- – —Das Stück / Geschichtliches über die Bleichi— – -

MORSCH

EIN FASSADENSTÜCK BEI DER ALTEN BLEICHE APPENZELL  

 

Die ‚Alte Bleiche‘ in ein paar Jahren. Da die Eigentümer keine Verwendung mehr hatten und der Unterhalt zu aufwändig geworden war, verkauften sie die geschützte Liegenschaft zu günstigen Bedingungen an die Gemeinde Appenzell. Seither liegen die Gebäude brach und verwahrlosen zunehmend. Die Nutzung ist umstritten. In jüngerer Zeit hat ein Baukonsortium mit chinesischen Investoren ein Projekt vorgelegt. Im Gebiet rund um die ‘Alte Bleiche’ ist ein luxuriöses Ferienresort mit zahlreichen Neubauten geplant. Die ‚Alte Bleiche‘ soll renoviert und zum Repräsentationsbau der Überbauung werden, zum Herzstück mit Réception, Bar, Roulette und Wellness.  Gemeindehauptmann Tanner, der das Projekt unterstützt, hat bereits eine Umzonung des Grundstücks zwischen ‚Alter Bleiche` und Sitter durchgebracht. Nun geht es darum, dass die Gemeinde die Liegenschaft an die Investoren verkauft. Gemeinderätin Ebneter hingegen möchte die ‚Alte Bleiche` in ein Hospiz für gehobene Ansprüche umfunktionieren. Weder Ferienresort noch Sterbehaus der Luxusklasse findet eine ungestüme Seniorenbande und besetzt die morschen Gebäude kurzerhand. Die altehrwürdige Liegenschaft soll der Allgemeinheit erhalten bleiben. Die wilden Alten, die in jungen Jahren zusammengewohnt hatten, bringen mit ihrer spontanen Aktion nicht nur Dorf und Behörden in Aufruhr. Sie sehen sich auch mit ihrer eigenen Situation, mit ihrer Vergangenheit und ihrem Älterwerden konfrontiert. Ein unerwarteter Gast wird für die Gemeinschaft zur Belastungsprobe. Schliesslich erwacht die ‚Alte Bleiche‘ zu neuem Leben.   Nov. 2021/am Adrian Meyer    

 

Die Bleiche und ihre Geschichte  

Auf der heutigen Bleiche wurde seit altersher eine Mühle betrieben, die Strickersmühle. 1535 erwarb der Staat einen Teil des Areals und liess dort eine Bleiche errichten. Man versuchte in den 1540er-/50er-Jahren vom Leinwand-Boom zu profitieren, kam aber auf keinen grünen Zweig.   1628 gingen Bleiche, Stampfe, Walke und Mühle in den Besitz von Jakob Wyser über. Dieser war sehr erfolgreich, so sollen 1638 gegen 12‘000 Tücher gebleicht worden sein. Er handelte zudem mit Korn, Wein und Salz, führte den Landwirtschaftsbetrieb und die Mühle.   Seit Mitte des 18. Jhd. war die Bleiche im Besitz der Familie Manser. Anna Maria Antonia Manser (Blächi Ammereieli) heiratete Ratsherrn Johann Baptist Gregor Rusch. 1803 gelang die Bleiche in den Besitz der Familie Rusch, jener Familie, in der sie sich noch heute befindet. Aus diesem Zweig der Familie Rusch gingen im 19./20. Jhd. einige Landammänner hervor.   Johann Baptist Gregor Rusch verstarb sehr früh. Von seinen fünf Söhnen überlebte einzig Floridus. Dieser übernahm mit 23 Jahren die Leitung des Unternehmens Bleiche. Er wurde zum grössten Grundbesitzer Innerrhodens.   Im August 1846 setzte ein Hochwasser den Gebäulichkeiten arg zu. Anstelle der zerstörten Mühle wurde eine Sägerei eingerichtet. 1872 verkauften die Söhne von Floridus einander die Bleiche. Schlussendlich übernahm sie Josef Anton Alois Rusch und betrieb Landwirtschaft, Sägerei, Bäckerei und Kornhandel.   1904 trennte Josef Anton Rusch die Bleiche-Heimat. Sohn Albert Alois Rusch übernahm die Landwirtschaft und baute ein eigenständiges Bauernhaus. Die „Alte Bleiche“ mit Sägerei, Bäckerei und Kornhandel wurde von Josef Anton Benedikt Rusch-Gmünder weitergeführt.   1908 zerstörte ein Hochwasser einen Grossteil der Sägerei. Diese wurde als Folge geschlossen. Die Säge wurde abgebrochen, Kanal und Tüchelros (Weiher) wurden aufgefüllt.   1941 ging die „Neue Bleiche“ (Bauernhof) in den Besitz von Josef Rusch-Allenspach über und 2014 wurde sie auf Tochter Rosmarie Neff-Rusch übertragen.   1945 wurde die „Alte Bleiche“ an die Brüder Josef Anton Albert Rusch und Josef Walter Rusch überschrieben. Blächi Anton betrieb bis in die 60er Jahre die Holzofenbäckerei, Walter führte ein Transportunternehmen.   1976 übernahmen Titus und Elsi Haas-Steffen die „Alte Bleiche“. Titus Haas war der Neffe der kinderlosen Vorgänger, (seine Mutter war die Schwester der Gebrüder Rusch, nämlich Cäcilia Haas-Rusch). Titus Haas führte eine Bäckerei-Konditorei in Zürich, und am Wochenende belebten sie die „Alte Bleiche“ eine Zeit lang mit einer Pizzeria.