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Das Stück

Das Theaterstück „Bilder putzen“ – Kapuziner in Appenzell  wagt nun den Versuch, die über 400-jährige Geschichte der Appenzell-Kapuziner zu erzählen, ohne dabei die Gegenwart aus den Augen zu verlieren.

Nach 425-jährigem Wirken als Seelsorger, Prediger, Erzieher und Lehrer in Appenzell und Umgebung steht das Kloster nun zum Teil leer. Die Gebäude sind an den Kanton zurück gegeben und dieser muss jetzt entscheiden, was damit geschehen soll.

  

 

Fakten und Fiktionen

 

Zum Stück

 

Das sind die Fakten: Über 400 Jahre lang prägten die Kapuziner als Seelsorger, Prediger, Erzieher und Lehrer das Leben vieler in Appenzell und Umgebung. Seit 2011 steht das Kloster zum grossen Teil leer. Die Patres und Fratres sind in andere Klöster der Schweiz umgezogen. Die Gebäude wurden an den Kanton zurückgegeben. Der Entscheid, was mit der ganzen Anlage geschehen soll, liegt nun bei ihm.

 

Ausgehend von diesen Tatsachen erzählt 'Bilder putzen - Kapuziner in Appenzell' Geschichten rund um das (ehemalige) Kloster in zwei Richtungen: in die Zukunft und in die Vergangenheit. Als zentraler Ort für dieses Spiel dient die echte, mit viel historischer Energie gefüllte Klosterkirche. Und hier beginnt unser Theaterstück mit seiner eigenen Realität.

 

Für die (fiktive) Regierungsrätin Kurz stellt sich - zusammen mit der Denkmalpflege - die Frage, wie man diese Räume und diesen Platz nutzen könnte. Um sich ein Bild vom Wert der Kunstwerke machen zu können, soll zunächst einmal eines der Bilder in der Klosterkirche renoviert werden. Beim Restaurieren kommen sich dann nicht nur die beauftragten 'Bilderputzerinnen' näher, man beginnt sich auch auszumalen, wie es wohl früher hier ausgesehen, gerochen und getönt hat.

 

So ergeben sich immer wieder pointierte Szenen aus der langen Geschichte der Kapuziner in Appenzell. Figuren und Geschichten, die die Patres und Brüder, aber auch die Menschen in Appenzell und Umgebung beschäftigt haben, tauchen auf. Und man sieht, dass es Themen sind, die uns auch heute noch etwas angehen.

 

Die Gegenwart mit der Unsicherheit, was mit dem Kloster geschehen soll, das Zögern der Politik und deren Respekt vor der Klostergeschichte sollen im Stück ebenso spürbar werden wie der Blick auf Vergangenes und die enge Verbindung der Menschen mit ihrer Religion. Durch das Putzen der Bilder verflechten sich heutige Menschen mit ihren Geschichten mit jenen, die vorher hier lebten und wirkten.

 

 

 

Kirche und Theater

 

Der Erinnerungsraum

 

Kann das gut gehen: Theater in der Kirche? Rein äusserlich ist die Verwandtschaft zwischen Liturgie und Schauspiel offensichtlich. Aber auch inhaltlich sind sich diese Beiden nahe. Im Theater wie in der Kirche werden Fragen nach Sinn, Werten und Lebensentwürfen gestellt. Dass es dabei im weitesten Sinn um Religion geht, ist klar.

 

Zwar hatte bei den Christen, die in den ersten drei Jahrhunderten z.B. im römischen Reich als Sekte in Theaterstücken verlacht und in (Amphi-)Theatern umgebracht wurden, das Schauspiel einen schlechten Ruf. Doch vor dem Jahr 1000 begann man das  Theater, das in unseren Breitengraden nur auf Strassen und Marktplätzen als billige Spassmacherei stattgefunden hatte, in der Kirche (Oster-, Passion- und Weihnachtsspiele) wieder als Form der künstlerischen Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen zu entdecken.

 

Der Kirchenraum wurde nicht nur mit Musik und Bildern, sondern vermehrt auch mit Theaterszenen ausgestaltet.

 

Heute, bei unserem Stück 'Bilder putzen', überlappen und ergänzen sich Kirche und Theater wieder. Der Kirchenraum wird zum Theatersaal. Das Schauspiel, das formal auch mit liturgischen Elementen arbeitet, beschäftigt inhaltlich sich mit einer religiösen Gemeinschaft, deren Idealen, Motiven und Geschichte. Dies im Kirchenraum, der geprägt ist von all den Ereignissen, die darin stattfanden und erfüllt sein wird mit all den mannigfaltigen Erinnerungen jener, die als Publikum dem Spiel beiwohnen.

 

 

 

Paul Steinmann, Autor